Jüdisches Leben in Schweich

Die jüdische Privatschule

Nachdem in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts die Schule wohl noch im gleichen Gebäude wie die Synagoge im Haus Ecke Richtstraße/Bahnhofstraße untergebracht war, wurden 1852 zwei getrennte Gebäude für den Gottesdienst und den Unterricht errichtet. Diese räumliche Nähe spiegelt die inhaltliche Verbindung von Gottesdienst und Unterricht wider, wurde doch die Synagoge nicht nur als Haus des Gebets (Beit ha-Tefila), sondern auch als Haus des Lernens (Beit ha-Sefer) bezeichnet. Die deutsche Bezeichnung „Judenschule“ für Synagoge geht ebenfalls darauf zurück.

Foto von Lehrer Paim und den Schülern Martha Isay, Rolf Salm (hintere Reihe), Ellen Salm, Julius Isay sowie der Tochter von Max Isay, dem Sohn von Julius Isay und Karolina Kahn. Im Hintergrund die Eltern von Oskar Koblenzer. Foto von Georg Wagner, Schweich.

Da die Schule jedoch eine Privatschule war und von den Gemeindemitgliedern selbst unterhalten werden musste, war die Bezahlung der Lehrer sehr niedrig. Um ihr Auskommen zu sichern, übernahmen sie daher auch das Amt des Vorbeters in der Synagoge und gelegentlich auch das des Schächters. Die Einhaltung gewisser pädagogischer Mindeststandards war dennoch gewährleistet. Ebenso wie staatliche Schulen wurde die Schweicher jüdische Privatschule regelmäßig von Schulinspektoren in Augenschein genommen. Dabei bemühten sich die jeweiligen Inspektoren erkennbar um eine objektiv sachliche Bewertung der Verhältnisse.

Vertrag der Schweicher Gemeinde mit dem Lehrer Ignaz Popper aus Willmar vom 15.11.1893. Landeshauptarchiv Koblenz, Bestand 442, Nr. 13443, S. 319f.