Jüdisches Leben in Schweich

Der jüdische Friedhof in Schweich

In einer kurfürstlichen Güterbeschreibung wird 1776 erstmals ein „Juden-Begräbnuß“ in der „Acht vor Monerf“ erwähnt. Der heutige Friedhof liegt am gleichen Ort, befand sich damals aber wie üblich außerhalb des Dorfes. Dies kam auch der Vorstellung vom Friedhof als Ort ungestörter Totenruhe entgegen; die Gräber bleiben daher für alle Zeiten unangetastet. Sie werden auch nicht mit Blumen geschmückt; stattdessen legen Angehörige beim Besuch kleine Steinchen auf den Grabstein. Dieser Brauch ist wohl darauf zurückzuführen, dass beim Auszug aus Ägypten in der Wüste die Gräber mit Steinen abgedeckt wurden, um sie vor wilden Tieren zu schützen. Der Schweicher jüdische Friedhof ist 1044 qm groß; heute gibt es noch 88 Grabsteine. Sie sind in drei Reihen geordnet, die gen Jerusalem ausgerichtet sind, weil von dort die Ankunft des Messias erwartet wurde. Der älteste noch vorhandene Grabstein weist auf eine Belegung um die Mitte des 19. Jahrhunderts hin. Damals blühte das jüdische Leben in Schweich. Neben dem Friedhof verfügte die bis zu 135 Mitglieder zählende Gemeinde über eine Synagoge und eine eigene Elementarschule. Mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten ging die Anzahl der jüdischen Einwohner durch Auswanderung und ab 1941 durch Deportationen rasant zurück und die Gemeindeinstitutionen wurden aufgelöst.

Belegplan des Friedhofs von Georg Wagner, Schweich

1939 übereignete der letzte Vorsteher der Synagogengemeinde den Friedhof einem Schweicher Landwirt. Als die Nationalsozialisten ihn aufforderten, die Grabsteine zu entfernen, lehnte er das strikt ab. Im Laufe der Jahre fielen viele Grabsteine um oder wurden umgestoßen; sie zerbrachen und Teile verschwanden. Im Jahr 1950 wurde im Rahmen der Wiedergutmachung die Rückgabe des Friedhofs an die Jüdische Kultusgemeinde in Trier verfügt. Die Stadt Schweich erhält eine jährliche Pflege-pauschale vom Land und ist verpflichtet ,den Friedhof in einem würdigen Zustand zu erhalten Soweit möglich, richtete man in den folgenden Jahren die umgestürzten Grabsteine wieder auf, fügte zerbrochene zusammen und befestigte die Sockelsteine neu.

Hier ist begraben Rabbi (=Herr) G e d a l j a, Sohn des Naftali I s r a e l. Er starb alt, im „guten Greisenalter“ am heiligen Sabbath, den 9. Tammuz des Jahres 5656. Ein aufrichtiger Mann und ehrlicher Mensch ruht hier. Ins Grab ging herab sein Irdisches, doch zu Gott kehrte sein Geist zurück,zum Urquell, von wo er kam, dorthin kehrt er zurück. In der Huld des Höchsten ist der Geist – doch die Gebeine sind in der Erdscholle. Es kommen uns die Tränen von den Augen und die Wehklagen sind auf unserem Munde wegen des Gotteskampfes, den du gerungen hast heute, unser Vater. Es schwand jede Freude von uns seit dem Tag, an dem du starbst, es schmerzt uns – bis du uns vertrösten wirst. Möge seine Seele eingebunden sein im Bunde des ewigen Lebens!

H(ier ist) b(egraben)die züchtige (bzw. bescheidene) Frau, Frau Jettche(n), die Gattin des H(errn) JESAJA, Gott möge ihn am Leben erhalten*. Sie hielt fest in ihrer Gottesfurcht ständig und starb am 3. Tag (der Woche) am 1. Schewat (=Januar) 5611 (=1851) und wurde begraben am Tage darauf. Möge ihre Seele eingebündelt sein im Bund des ewigen Lebens. * die letzten 6 Worte sind nur in Initialien angedeutetH(ier ist) b(egraben)die züchtige (bzw. bescheidene) Frau, Frau Jettche(n), die Gattin des H(errn) JESAJA, Gott möge ihn am Leben erhalten*. Sie hielt fest in ihrer Gottesfurcht ständig und starb am 3. Tag (der Woche) am 1. Schewat (=Januar) 5611 (=1851) und wurde begraben am Tage darauf. Möge ihre Seele eingebündelt sein im Bund des ewigen Lebens. * die letzten 6 Worte sind nur in Initialien angedeutet