Jüdisches Leben in Schweich

Jüdisches Leben in Klüsserath

Einen ersten Hinweis auf Juden in Klüsserath gibt eine Steuerliste des Amtes Pfalzel aus dem ­Jahre ­1663; dort heißt es: „Salomon der Judt cum uxore et famulo /ein Kuhe /ein Pferdt / ein Geiß solvit dno cellerario in palatio“ (Der Jude Salomon mit Frau und Knecht [besitzt] eine Kuh, ein Pferd und eine Geiß und zahlt [seine Abgaben] dem Herrn Kellner in Pfalzel). Klüsserath gehörte zu dieser Zeit zum kurtrier­ischen Amt Pfalzel, an das es seine Steuern und Abgaben zu entrichten hatte.

In einer Übersicht über den Anteil der kurtrierischen Schutz­juden an der Gesamt­be­völkerung in Klüsserath werden 157 Feuerstellen (ca. 785 E.) und zwei Juden(Familien) genannt. Nach einer Erhebung über die Zahl der Juden im Saardepartement, Arrondissement Trier aus dem Jahre 1808 lebten in Klüsserath 14 Juden (3 Männer und 7 Knaben, 3 Frauen und 1 Mädchen).­ Diese Zahl dürfte mit der auf Geheiß Napoleons aufgestellten Namensadaptionsliste, die bisher­ noch nicht gefunden ­wurde, übereinstimmen.

Die jüdischen Familien in Klüs­se­rath hießen Baum, Gombrich, Herschel, Jacobs, Kahn, Leib und Mayer. Moses Gombrich tat sich als unerschrockener Helfer beim Hochwasser 1784 hervor. Die Juden in Klüsserath betrieben überwiegend Handel. Isaak Kahn (1862 – 1938) war Viehhändler und Metzger; sein Sohn Siegmund war ebenfalls Metzger; sein Sohn Hermann besaß ein Kolonialwarengeschäft; sein Sohn Moritz war Bäcker­meister; die Back- und Fleischwaren wurden neben dem Gasthaus in der Dammstraße, das von Moritz Kahn geführt wurde, verkauft; ferner besaßen Geschäfte: Pauline Mayer und Sara Baum (um 1930) und Jacob Herschel (bis 1900). Ein jüdisches Bethaus befand sich in der Hauptstr. 63, an Feier­tagen gingen die Klüsse­rather Juden zur Synagoge in Leiwen; auf dem dortigen jüdischen Friedhof begruben sie auch ihre Toten.

Der größte Teil der Familie Kahn konnte in die USA emigrieren. Den Tod im KZ fanden: Mella Kahn (*1903 Klüsserath – 1942 ­Auschwitz), Rosa Kahn (*1902 Klüsserath) mit ihrem Mann Bernhard­ Kahn (*1898 Schweich) und ihrer Tochter ­Lucia ­Karoline (*1929 Trier) in das Ghetto Litz­mannstadt (Łódz´) de­portiert, von dort ins Vernichtungslager Kulmhof (Chełmno); Dr. Josef Kahn (*1870 Klüsserath, Arzt in Berlin – 1942 Theresienstadt). Weitere Opfer des Holocaust aus Klüsserath: Clementine Herschel­ (*1859 – 1942 Theresienstadt), Clothilde Herschel (*1863 – 1944 There­sienstadt), Ida Herschel (*1874 – 1944 Theresienstadt), Amalia­ Mayer (*1872 – 1944 Auschwitz).

Gasthaus des Moritz Kahn (Foto vor Dammbau 1933)

Grabmal der Karoline Kahn (geb. Jakobs)