Tafel  13

Jüdisches Leben in Fell

Die ersten Hinweise auf Juden in Fell geben uns die Verordnungen des Trierer Erzbischofs und Kurfürsten Johann von Schönenberg aus den Jahren 1580 und 1592, in denen er erneut darauf hinweist, dass sich – trotz ihrer Ausweisung aus dem Erzstift – immer noch Juden in Fell und anderen Orten ohne einen Geleitbrief aufhielten.
1689 lebte die jüdische Familie Herz mit ihren fünf Kindern in Fell. 1691 erhielten die beiden Juden Jacob Gottfried und Marx David einen Geleitbrief des Abtes von St. Maximin in Trier, der in Fell Grundherr war. 1808 sind es 13 Personen, die nach napoleonischem Dekret vom 20.07.1808 zur Festlegung der „fixen Geschlechts- und Vornamen“ auf der Mairie Longuich registriert wurden; in einer Übersicht aus dem gleichen Jahr sind es lediglich 10

Die jüdischen Familien hießen Jacob (18. Jh.), Schweich (18./19. Jh.), Levy (19. Jh.), Ackermann (19./20. Jh.) und Meyer (20. Jh.). Unter ihnen gab es Händler (meist Viehhändler), Kaufleute, Metzger, Bäcker und Tagelöhner. Die jüdische Gemeinde besaß ein Bethaus in der heutigen Brückenstr. 9. An Festtagen besuchte man die Synagoge in der Kultusgemeinde Mehring, zu der neben den Juden von Fell auch die von Longuich gehörten.
Auf dem 421 qm großen jüdischen Friedhof in Fell sind noch 17 Grabsteine (darunter ein Doppelgrab) erhalten, deren Inschriften überwiegend in Hebräisch verfasst sind. Der älteste noch vorhandene Grabstein stammt aus dem Jahre 1799, der jüngste aus dem Jahre 1935. Das selbstverständliche, wegen des Handels und der religiösen Vorurteile der Christen nie ganz konfliktfreie Miteinander änderte sich mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten.

Opfer des Nationalsozialismus

Samuel Meyer (*19.11.1873 Hentern, wohnhaft in Zerf) war Metzger und besaß eine Metzgerei in Fell. Er war verheiratet mit Sophie Zibora Paulina Ackermann (*25.02.1868 Fell); sie hatten drei Kinder: Martha (*26.11.1903), Thekla (*14.04.1905) und Leo (*09.09.1907). Nach Zeugenaussagen stand am Boykotttag (1. April 1933) ein SS-Mann vor dem Eingang der Metzgerei des Samuel Meyer und verwehrte den Kunden den Zutritt. Während des Novemberpogroms wurden der Familie die Wohnung demoliert, die Fensterscheiben ihres Wohnhauses zertrümmert und Geschirr auf die Straße geworfen; die Meyers flüchteten durch den Hintereingang ins Freie.
Leo Meyer emigrierte 1938 in die USA und starb 1955 in Chicago. Thekla Meyer wurde 1942 von Drancy/Frankreich nach Ausch­witz deportiert. Samuel Meyer, seine Frau Sophie Zibora Paulina und die Tochter Martha wurden am 16.10.1941 nach Litzmannstadt (Lodz) deportiert; dort starb ­Samuel­ Meyer am 04.11.1941; seine Frau und die Tochter Martha wurden im Mai 1942 ins KZ Kulmhof ­(Chelmno) deportiert und dort ermordet.
Isaak Ackermann (*09.11.1865 Fell), Händler, verheiratet mit ­Berta Samuel aus Trittenheim (†1935 in Fell), 1936 wohnhaft in Trier, wurde von dort am 27.07.1942 nach Theresienstadt deportiert, wo er am 20.11.1942 starb. Hermann Meyer (*1877 Niederzerf), verheiratet mit Theresia Ackermann (*1875 Fell), war Viehhändler und Besitzer ­eines kleinen Obst- und Gemüseladens in Zerf. Die beiden sowie ihr Sohn Isidor (*1904 Niederzerf) wurden 1942 nach Theresienstadt deportiert, wo sie starben; ihre Tochter Helena (*1909) wurde wahrscheinlich ­Opfer der Euthanasie; ihre Kinder Leo (*1903) und Martha (*1908) emigrierten in die USA.
Jüdischer Friedhof Fell
Jüdischer Friedhof Fell

Gedenktafel am Jüdischen Friedhof
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