„Makom tov“ – Eine Ausstellung zum jüdischen Friedhof Schweich
Schweich. In den vergangenen 1,5 Jahren hat sich in Schweich ein besonderes Projekt entwickelt. Auf Initiative von Kunsthistoriker Ralf Kotschka aus Trier soll der jüdische Friedhof neu ins Bewusstsein der Öffentlichkeit rücken. Ihm wird nun eine ganze Ausstellung gewidmet. Der alte jüdische Friedhof von Schweich ist ein bedeutendes Zeugnis des Lebensder Schweicher Jüd*innen innerhalb einer nicht-jüdischen Mehrheitsgesellschaft. Die letztenBegräbnisse fanden dort in den 1930er Jahren statt. Die 88 noch vorhandenen Grabsteinege hören zu den wenigen verbliebenen Zeugnissen eines reichhaltigen jüdischen Lebens im Bereich der Verbandsgemeinde Schweich. Sie verweisen auf die Möglichkeit einer friedlichen Koexistenz von Judentum und Christentum unter dem Aspekt der gegenseitigen Toleranz. Mit Hilfe künstlerischer Abbildungstechniken (Frottage, Abklatsch, Reliefierung, Fotografie) gibt Ralf Kotschka einen Einblick in die Zeugnisse jüdischer Begräbniskultur in der Moselstadt.
Angestoßen durch die aktuellen gesellschaftlichen Diskussionen und Fragen im Zusammenhang mit der Pandemie, den gewaltsamen Tod von George Floyd, die fridays-for-future-Bewegung u.v.m. haben sie sich mit der Frage auseinander gesetzt, wie wir als gesamte Menschheitsfamilie heute in aller Vielfalt zusammenleben können.
Die Schülerinnen haben miteinander ihre Visionen eines gelingenden Zusammenlebens und ihre Träume, Hoffnungen und Wünsche für eine Welt von morgen geteilt und diskutiert und diese u.a. künstlerisch dargestellt.
Die Ergebnisse dieses Projektes sind nun in eine Ausstellung gemündet und werden vom 27.09. bis zum 08.10. in der ehemaligen Synagoge in Schweich (Richtstr. 42, 54338 Schweich) zu sehen sein. Zum einen möchte die Ausstellung damit einen Beitrag zu einer aktiven Erinnerungskultur schaffen. Zum anderen möchte sie aber auch die Besucherinneneinladen, sich selbst mit der Frage eines gelingenden Zusammenlebens auseinanderzusetzen.
Die Eröffnung der Ausstellung findet am Montag, 27.09. um 18 Uhr in der ehemaligen Synagoge statt. Die Ausstellung wird anschließend wochentags von 15-18 Uhr und amWochenende von 14-17 Uhr geöffnet sein. Der Eintritt ist frei, für den Besuch derAusstellung gilt die 3G-Regel (Zutritt nur für geimpfte, genesene oder getestete Personen).
Weitere Informationen: Dekanatsbüro Schweich (06502-9374510, dekanat.schweich-welschbillig@bistum-trier.de). Eine Teilnahme an der Ausstellungseröffnung ist nur nachvorheriger Anmeldung möglich.
Die Ausstellung ist ein Projekt des Dekanats Schweich-Welschbillig in Zusammenarbeit mit der Meulenwaldschule Schweich, des Künstlers Ralf Kotschka und der Stadt Schweich. Das Projekt wird vom Bundesprogramm „Demokratie leben!“ finanziell unterstützt.
Ausstellungsprojekt zum jüdischen Friedhof in Schweich
Derzeit laufen die Vorbereitungen für ein besonderes Projekt: Schüler*innen der Meulenwaldschule Schweich erarbeiten gemeinsam mit ihren Lehrer*innen und in Begleitung von Kunsthistoriker Ralf Kotschka (Trier) und Pastoralreferentin Judith Schwickerath (Dekanat Schweich-Welschbillig) ein Ausstellungsprojekt zum jüdischen Friedhof in Schweich. Das Projekt wird vom Bundesprogramm „Demokratie leben!“ finanziell unterstützt. An dieser Stelle möchten wir Sie in regelmäßigen Abständen über den aktuellen Verlauf informieren: In der entstehenden Ausstellung soll mit Hilfe künstlerischer Abbildungstechniken (Frottage, Abklatsch, Reliefierung, Fotografie) ein Einblick in die Zeugnisse jüdischer Begräbniskultur in der Moselstadt gegeben werden – mit vielen Informationen über die Situation der jüdischenBürger*innen durch die Zeiten. Zum einen möchte die Ausstellung damit einen Beitrag zu einer aktiven Erinnerungskultur schaffen und Ausdruck eines friedlichen Zusammenlebens verschiedener Kulturen und Religionen sein.
Zum anderen bietet der Entstehungsprozess Raum und Möglichkeit zu einem interkulturellen und interreligiösen Lernen. Eigene Gedanken der Schüler*innen, die in diesem Auseinandersetzungsprozess angestoßen werden, sollen in der Ausstellung sichtbar werden. Aufgrund der Corona-Pandemie musste die ursprüngliche Projektplanung den damit erschwerten Rahmenbedingungen neu angepasst werden. In einem ersten Schritt haben sich die Schüler*innen vor den Sommerferien – angestoßen durch die gesellschaftlichen Diskussionen im Zusammenhang mit der Pandemie und berührt vom gewaltsamen Tod George Floyds im Mai in den USA – intensiv mit der Frage auseinandergesetzt, wie wir als Menschheitsfamilie zusammenleben möchten. Gemeinsam haben sie miteinander ihre Visionen eines gelingenden Zusammenlebens und ihre Träume, Hoffnungen und Wünsche für eine Welt von morgen geteilt und diskutiert.
Neben Collagen haben die Schüler*innen dabei auch eigene O-Töne aufgenommen und ihre Gedanken festgehalten: „Meine Vorstellung von einem guten Zusammenleben ist, dass keiner ausgegrenzt wird und dass man nicht gemobbt wird.“ „Diese Welt kenne ich nicht mehr.“ „Ich wünsche mir, dass es viel weniger Vorurteile gibt.“ „Ich will in einer Welt leben, in der es keinen Krieg gibt und keine Gewalt gegen Kinder und insgesamt keine Kriege, keinen Streitund so. “Die Auseinandersetzung mit der Frage, wie wir als Menschheitsfamilie in all unserer Vielfalt miteinander leben möchten, ist eine Grundfrage menschlichen Zusammenlebens. Folglich finden sich in der heutigen Auseinandersetzung auch Anknüpfungspunkte an die Frage des Zusammenlebens von jüdischen und nichtjüdischen Bürger*innen. Nach den Sommerferien nun werden die Schüler*innen sich mit den Besonderheiten jüdischer Grabkultur befassen und sich mit einzelnen Biographien jüdischer Bewohner*innen intensiver auseinandersetzen. Zwischenzeitlich konnte Kunsthistoriker Ralf Kotschka mit den künstlerischen Arbeiten auf dem jüdischen Friedhof beginnen. Die folgenden Bilder geben einen Eindruck dazu (Fotos: Ralf Kotschka):
Der jüdische Friedhof von Schweich liegt heutzutage mitten in einem Wohngebiet. Das war nicht immer so. Die Ausstellung über dieses einmalige Kulturdenkmal wird im kommenden Jahr 2021 einige Geheimnisse des Friedhofs aufdecken.
In der Ausstellung werden Grabsteine in verschiedenen künstlerischen Techniken vorgestellt. Hier ein Beispiel für die Fotografie, die versucht, die Mystik des Friedhofs einzufangen.
Ausstellungskurator Ralf Kotschka versucht sich am Grabstein von Abraham Isay an der künstlerischen Technik der Frottage
Ganze Grabsteine werden künstlerisch dargestellt. In die Ausstellung werden es nur wenige Exemplare schaffen.
Auch die alte Technik des Abklatsches kommt zum Einsatz. Bis in die 20er Jahre des letzten Jahrhunderts war dies die Technik der Wahl, um beispielsweise ägyptische Hieroglyphen zu konservieren bzw. zu vervielfältigen. Allerdings ist nicht jeder Stein für diese Behandlung geeignet.