1. Juden in Schweich
In einer Urkunde aus dem Jahr 1339 erklärte Hartrad, Herr von Schönecken, sein Einverständnis zu einem Tilgungsplan für die Schulden, die er bei Juden aus Trier und Wittlich hatte. Der Vertrag, der unter Mitwirkung Erzbischof Balduins zustande gekommen war, sah vor, dass Hartrad seine Außenstände in drei Raten abzahlen sollte. Als Hypothek setzte er seine Güter in Schweich, Mehring und benachbarten Orten ein. Damit ist jüdischer Grundbesitz für diese Zeit in dem später sogenannten Hochgerichtsbezirk Schweich nachweisbar. Während der Pestverfolgungen des Jahres 1349 dürften sich diese ersten Spuren jüdischen Lebens verloren haben. Die wenigen noch verbliebenen Juden wurden 1418 von dem Erzbischof Otto von Ziegenhayn aus dem gesamten Erzstift ausgewiesen.
1639 wurden dann in einer „Specificatio der Juden so geläidt uff die Pfalz Trier haben“ zwei Leiwener, ein Schweicher und Longuicher Jude mit Schutzbrief sowie Aufenthaltsgenehmigung des Kurfürsten erwähnt; auch die Steuerliste des Amtes Pfalzel listet 1663 zwei verheiratete Schweicher und einen Mehringer Juden auf. Seither waren Juden in Schweich und Umgebung ohne Unterbrechung bis zur NS-Zeit ansässig.
Mit dem Ausbruch der Französischen Revolution begann die schrittweise Emanzipation der Juden in Westeuropa. Wenngleich die volle juristische Gleichstellung erst 1871 erreicht war, fielen berufliche und rechtliche Beschränkungen weg. 1794 wurden die linksrheinischen Gebiete französisch, Schweich bildete eine eigene Mairie und einen eigenen Kanton im Arrondissement Trier innerhalb des Saardepartements. Als Gegenleistung für die Emanzipation wurde freilich von den Juden auch eine gewisse Assimilation eingefordert. So wurde von Napoleon am 20. Juli 1808 verfügt, dass die jüdischerseits immer noch vornehmlich üblichen Benennungen nach dem Vater künftig durch einen festen Familiennamen abgelöst werden sollten. 39 Schweicher Juden fanden sich dazu ein.
Der Höhepunkt jüdischen Lebens in Schweich lag in der Mitte des 19. Jahrhunderts (über 100 Gemeindemitglieder). Aus dieser Zeit stammt auch der Synagogenneubau und die Erweiterung des jüdischen Friedhofs. 1858 wurde gemäß dem „Gesetz über die Verhältnisse der Juden“ die Schweicher zur Mittelpunktgemeinde bestimmt, der die anderen kleineren Gemeinden und Niederlassungen in Mehring, Fell, Leiwen und Klüsserath zugeordnet waren. Danach setzte eine Landflucht ein, ferner machten sich einige Juden wie auch Nichtjuden in Richtung USA auf.
In dieser Zeit lebten Christen und Juden in den Dörfern in einem relativ unkomplizierten Mit- und Nebeneinander. Man half sich gegenseitig, traf sich in den örtlichen Vereinen, kaufte bei Juden und Nichtjuden. Man respektierte sich im Großen und Ganzen. Es gab aber auch glaubensbedingte Vorurteile, und es kam zu Konflikten, die vor allem durch Handel und Kreditgeschäfte verursacht wurden.
Dieses Miteinander endete spätestens mit der „Machtergreifung“ der Nationalsozialisten; es kam zunächst zu Boykotten, später zu Übergriffen, die ihren Höhepunkt im Novemberpogrom (in Schweich) am 10. November 1938 fanden. Mit der Deportation der letzten Juden ab Oktober 1941 hatte die einst blühende jüdische Gemeinden aufgehört zu bestehen.
Eindringliche Schicksale von Juden aus Schweich und den Nachbarorten in der NS-Zeit finden Sie hier, die bislang bekannten Opfer der Shoah hier.
Die meisten Juden, die noch ins Ausland entkommen konnten, verkauften vorher ihre Häuser, in ihrer Zwangslage oftmals unter Wert. Ab 1939 wurden die noch in jüdischem Besitz befindlichen Häuser und Geschäfte sowie das Mobiliar enteignet und an Interessenten verkauft („arisiert“).
Weitere Details zur Enteignung, Verfolgung und Deportation der Juden aus Schweich und Umgebung finden Sie unter dem Themenfeld „Antisemitismus und Judenverfolgung in der Region“.
Die Synagoge inkl. des ehemaligen Schulgebäudes und der Friedhof gingen zunächst wieder in den Besitz der Jüdischen Kultusgemeinde Trier als Rechtsnachfolgerin der vernichteten Gemeinden im ehemaligen Rabbinatsbezirk über. Die in der Nachkriegszeit sehr kleine Gemeinde konnte diese beiden Gebäude aber nicht mehr unterhalten und musste sie an private Interessenten verkaufen, die sie im Laufe der Zeit abrissen oder zweckentfremdeten. Am 3. September 1989 wurde aber die restaurierte Synagoge in Schweich wieder als Kulturzentrum der Stadt eingeweiht. Dazu waren auch zahlreiche ehemalige Mitglieder der jüdischen Gemeinde Schweich gekommen.
2. Juden in Fell
Die Ausstellungstafel „Jüdisches Leben in Fell“ finden Sie hier…
3. Juden in Klüsserath
Die Ausstellungstafel „Jüdisches Leben in Klüsserath“ finden Sie hier…
4. Juden in Mehring
Die Ausstellungstafel „Jüdisches Leben in Mehring“ finden Sie hier…