Synagogen / Bethäuser

Synagogen/Bethäuser und (Religions-)Schulen

Um die Mitte des 19. Jahrhunderts wurden in der Region zahlreiche Synagogen neu errichtet. Der Trierer Oberrabbiner Dr. Kahn berichtet mehrfach in Zeitungsartikeln, dass er in seiner Amtszeit etliche Synagogen, darunter diejenigen in Trier, Schweich, Trittenheim etc. eingeweiht habe. Von jüdischen Architekten wurden damals scharfe Auseinandersetzungen darüber geführt, ob die Synagogen im maurischen oder neoromanischen Stil erbaut werden sollten. Die Tatsache, dass in Schweich, Mehring und Leiwen eher der neoromanischen – und damit der einheimischen – Architektur der Vorzug gegeben wurde, bezeugt die Integrationsbereitschaft der hiesigen Juden. Die Synagogen des 19. Jahrhunderts wurden noch nach dem traditionellen bipolaren Raumschema angelegt, d.h. mit dem Aaron ha-Kodesch (Toraschrein) im Osten und der Bima (Vorlesepult) in der Mitte des Raumes. Die später errichtete Leiwener Synagoge griff hingegen schon die während der Reform eingeführte Änderung auf, auch die Bima – in Anlehnung an Vorbilder im Kirchenbau – im Osten vor dem Toraschrein zu platzieren.
Abgesehen von Schweich waren ab Mitte des 19. Jahrhunderts die Schulen für den Religionsunterricht ebenfalls in den Synagogengebäuden bzw. Bethäusern untergebracht. Diese räumliche Nähe spiegelt die inhaltliche Verbindung von Gottesdienst und Unterricht wider, schließlich wurde die Synagoge nicht nur als Haus des Gebets (Beit ha-Tefilla), sondern auch als Haus des Buches/Lernens (Beit ha-Sefer) bezeichnet. Die Deutsche Bezeichnung „Judenschule“ für die Gebäude geht ebenfalls darauf zurück.

Schweich

Die erste Schweicher Synagoge befand sich laut einem Flurbucheintrag von 1820 in einem 201??? abgerissenen Haus an der Ecke Bahnhofstr./Richtstr.. Womöglich handelte es sich jedoch lediglich um einen Betraum. Aufgrund des Anwachsens der Gemeinde war es zu klein geworden und 1852 wurde die neue Synagoge (heute am Synagogenvorplatz) nahe der Katholischen Pfarrkirche St. Martin erbaut. Im Jahr 1886 war eine Renovierung notwendig geworden. Am 10. November 1938 wurde die Inneneinrichtung von den Nationalsozialisten geschändet und zerstört. Noch vor der anberaumten Zwangsversteigerung konnte die Synagoge an einen Landwirt verkauft werden. Während des Krieges diente sie als Lager für französische Kriegsgefangene, bis in die 1980er Jahre als Warenlager. Seit 1989 wird das frühere Zentrum der Schweicher jüdischen Gemeinde als Kultur- und Erinnerungsort genutzt. Am 24. Januar 2010 wurde darin im Beisein von Frau Dr. h.c. Charlotte Knobloch, damalige Präsidentin des Zentralrats der Juden in Deutschland, die Dauerausstellung „Jüdisches Leben in und um Schweich“ eröffnet.
In den durch Überdachungsbauten neu entstandenen Gebäudekomplex ist auch die ehemalige jüdische Schule mit einbezogen. Nachdem sie in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts noch im selben Gebäude wie die Synagoge untergebracht war, wurden 1852 ein eigenes Gebäude für den Unterricht errichtet. Die ältere Schule war ebenso wie die in den anderen Ortschaften nur für den Religions- und Hebräischunterricht vorgesehen. Im Gegensatz dazu gelang es der Schweicher Gemeinde, in dem neuen Gebäude über einen langen Zeitraum hinweg eine jüdische Elementarschule zu unterhalten. Da sie jedoch eine Privatschule war und von den Gemeindemitgliedern selbst unterhalten werden musste, fiel die Bezahlung der Lehrer sehr niedrig aus. Um ihr Auskommen zu sichern, übernahmen sie daher – wie aus erhaltenen Anstellungsverträgen hervorgeht – auch das Amt des Vorbeters sowie gelegentlich das des Schächters. Die Einhaltung gewisser pädagogischer Mindeststandards war dennoch gewährleistet. Ebenso wie staatliche Schulen wurde die Schweicher jüdische private Elementarschule regelmäßig von Schulinspektoren in Augenschein genommen. Dabei bemühten diese sich erkennbar um eine objektiv sachliche Bewertung der jeweiligen Verhältnisse.

Mehring

Die jüdische Gemeinde besaß eine Synagoge in der Kirchstr. 16, die vor 1883 erbaut wurde. Im Obergeschoss des Gebäudes befand sich der Schulraum für den Religionsunterricht, ansonsten besuchten die jüdischen schulpflichtigen Kinder die katholische Elementarschule im Ort. Zur Kultusgemeinde Mehring gehörten auch die Juden in Fell, Schleich und Longuich, die daher am Schabbat und an den Feiertagen ebenfalls die dortige Synagoge besuchten.

Leiwen

1852 erwarb die Gemeinde eine Synagoge oder ein Bethaus an der Ecke Euchariusstraße/Laurentiusstraße. Die 1913 eingeweihte neue Synagoge in der Römerstraße wurde zwar vor 193?? verkauft, aber dennoch während der Pogromnacht geschändet. Danach wurde das Gebäude kurzzeitig als Kindergarten und dann als Lager für französische Kriegsgefangene zweckentfremdet. Nach dem Krieg nutzte es der Käufer gewerblich und ließ es 1955 abreißen. In einem separaten Raum innerhalb des Synagogengebäudes wurde den jüdischen Kindern, die ansonsten – außer am Sabbat – die katholische Volksschule besuchten, von einem Privatlehrer Religions- und Hebräischunterricht erteilt.

Klüsserath

Ob in Klüsserath eine Synagoge bestand, ist umstritten. In einem Verzeichnis (von ca. 1850) der israelitischen Gemeinden mit Synagogen im Regierungsbezirk Trier ist Klüsserath zwar als Standort einer Synagoge aufgeführt. Es gab allerdings wohl nur einen Betraum, der vermutlich auch der religiösen Unterweisung der Kinder diente. Dieser Betraum befand sich nach Auskunft ortskundiger Personen in einem Haus an der Hauptstraße Nr. 33, und zwar über dem Weinkeller der Familie Welter.