Ressentiments und diskriminierendes Verhalten

Vorbemerungen

Die Existenz eines gewissen „Agrarantisemitismus“ wurde bereits im vorherigen Kapitel angesprochen. Dies ist nicht verwunderlich, da eben diese Form im Trierer Land durch die Schriften von Georg Friedrich Dasbach Ende des 19. Jahrhunderts befeuert worden war.

Mitunter kam es zu Schmährufen (Hep, Hep) [1], vor allem gegenüber orthodox lebenden Juden, im gesellschaftlichen Umgang. Bereits vor der NS-Zeit ereignete sich eine Schändung des Schweicher jüdischen Friedhofs 1909, als 13 Grabsteine umgeworfen wurden. Dies ging zwar von spielenden Kindern aus, die aber wohl von Älteren dazu angestachelt worden waren. Freilich verurteilten offensichtlich auch Christen die Tat.

In der NS-Zeit kam es neben der staatlich gelenkten Ausgrenzung der Juden aus Wirtschaft und Gesellschaft auch zu vorauseilendem Gehorsam. Beispielsweise wurden in Issel im April 1936 Schilder antisemitischen Inhalts angebracht und Geschäfte boykottiert. Dies ist auch in Klüsserath für die Bäckerei bzw. das Gasthaus Kahn belegt sowie für die Landstraße bei Hetzerath konkret belegt und kam auch andernorts vor. Viele Juden verzogen bereits vorher in die Anonymität der Großstädte, v.a. nach Trier oder Köln (siehe die Liste der Shoahopfer) oder emigrierten ins Ausland. Auch schon vor 1938 kam es zu gelegentlichen Übergriffen auf Hab und Gut der Juden.

 

Beispiele und Dokumente

Georg Wagner-Archiv, 4.5

Anonymes handschriftliches Denunziationsschreiben an den Kreisleiter, von Georg Wagner auf Juni 1935 datiert. Der Reichsbahnsekretär Johann Schmid aus Haardthof / Schweich sei mitsamt seiner Familie ein Gegner des Dritten Reiches, da er mit Juden verkehre. Hier…

 

Georg Wagner-Archiv, 4.7

Antisemitisches Spottgedicht anlässlich der Beerdigung des Juden Raphael Israel, gestorben am 31.12.1937. Hierin werden zudem Schweicherinnen, die dem Begräbnis beiwohnten, denunziert, verächtlich gemacht und bedroht. Hier…

 

Georg Wagner-Archiv, 4.8.1

Von Georg Wagner zusammengetragene Sammlung teils offen antisemitischer Abzählreime von Kindern aus Schweich und Umgebung. Hier…

 

Georg Wagner-Archiv, 4.8.2

Von Georg Wagner zusammengestellte Sammlung antisemitischer Redensarten aus Schweich und dem Trierer Land. Hier…

 

Quellen

1
Akrostichon für: Hierusalem est perdita (Jerusalem ist verloren).